29. Februar 2016

Typisch Schwedisch: 5 Dinge, die das schwedische Leben ausmachen

Mittlerweile ist es bereits sechs Monate her, dass ich nach Stockholm gezogen bin. In der Zeit sind mir bereits viele Unterschiede zwischen Deutschland und Schweden aufgefallen, an denen ich euch natürlich teilhaben lassen möchte. Beim letzten Mal habe ich euch bereits von einigen typisch schwedischen Dingen berichtet und heute folgen die nächsten!

Sommer in Stockholm

1) Black is the new black
Die Schweden sind bekannt für ihre stylische Mode und ihr schlichtes Interior Design. Sich unter das schwedische Volk zu mischen, ist gar nicht so schwer, wenn man drei Regeln beachtet:
1. Halte dein Outfit schlicht!
2. Ein gutes Outfit ist schwarz - egal für welchen Anlass.
3. Sorge dafür, dass du trotzdem sportlich aussiehst (zum Beispiel durch schicke Sportschuhe).
Bereits im Fitnesstudio fällt auf, dass hier niemand in ollen Jogginghosen rumläuft, sondern die meisten auch beim Sport in engen Trainingshosen und Shirts eine gute Figur abgeben wollen. Ist man in der Stadt unterwegs und sieht sich um, fällt relativ schnell auf: Die Schweden lieben schwarze, schlichte Outfits. Vielleicht weil Schwarz einfach zu allem passt oder einen super Kontrast zu blondem Haar darstellt, aber bezüglich Farbe sind die Schweden eher zurückhaltend. Meine schwedischen Kommilitonen scherzen schon immer, dass sie heute wieder in "ihrer Uniform" unterwegs sind. Wer mich kennt, weiß, dass ich hier also ganz schön aus dem Raster falle. Ich mag Farben und ich mag Muster! Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern, auch wenn ich Gefallen daran gefunden habe, an manchen Tagen ein schlichtes, schwarzes Outfit zu wählen ;)

2) Ein persönlicher Waschsalon
"Nein, sorry ich kann morgen Nachmittag nicht, da habe ich schon die Waschmaschine gebucht!", ist hier ein ganz normaler Grund, um ein Treffen zu verschieben. Die Mietshäuser und Wohnanlagen haben in der Regel einen separaten Waschraum mit mehreren Waschmaschinen und Trocknern. Da das bei so vielen Hausbewohner schnell zu Chaos führen könnte, gibt es ein Buchungssystem: eine Tafel, auf der man eine Waschmaschine an einem bestimmten Datum und für eine bestimmte Zeitspanne buchen kann. Und wenn man für Samstagnachmittag von 14:30 bis 17 Uhr die Waschmaschine gebucht hat, steht eben Wäsche an. Denn wenn man nicht rechtzeitig auftaucht, übernimmt jemand anderes die Waschmaschine und wer weiß, wann das nächste Mal eine frei wird! Irgendwie finde ich es auch ganz witzig, meine Wäsche in diesem großen Waschraum zu waschen, wo zur gleichen Zeit schwedische Hausfrauen ihre Wäsche falten. Fast wie in einem echten Waschsalon. Achja, und vergesst bloß nicht eure Wäsche in einer blauen IKEA-Tüte zum Waschraum zu tragen!

Köttbullar

3) Regale voller Knäckebrot
Das mit der Fika hatten wir ja bereits beim letzten Mal geklärt und zu jeder guten Fika gehören natürlich schwedische Köstlichkeiten wie Kanelbullar (Zimtschnecken), Semla (Gebäck mit Sahne und Marzipan), Kladdkaka (Schokoladenkuchen) oder Chokladbollar (Schokoladenkugeln) dazu. Die Schweden haben einigen ihrer liebsten Gebäcke sogar einen eigenen Ehrentag gewidmet: den Kanelbullens dag, den Semladag oder den Våffeldag. Weitere kulinarische Highlights aus Schweden sind den meisten von euch vermutlich von IKEA bekannt: Köttbullar (Fleischbällchen) mit Kartoffelbrei und Lingon (Preiselbeeren), Knäckebrot (das im Supermarkt ganze Regale füllt) oder Daim-Schokolade. Weniger mein Ding und etwas exotischer: Elchfleisch, Surströmning (fermentierter Hering, der extrem stinkt) oder Sill (eingelegter Hering). Fragt mich bitte nicht, wer freiwillig Fermentiertes isst, das habe ich mich schon damals in Island gefragt.

4) Zwei Matratzen sind besser als eine!
Eine weitere Besonderheit in Schweden ist ihre Vorliebe für die sogenannten Resårbottnar, Betten im schlichten Design, die quasi aus der Matratze (mit eingebautem Lattenrost) und den Füßen bestehen; sowas wie Bettrahmen, separates Lattenrost oder Kopfteil gibt es nicht. Lustigerweise besitzen solche Betten aber zwei Matratzen: die Bäddmaddrass und die Resårmaddrass. Zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber man fühlt sich immerhin ein bisschen wie die Prinzessin auf der Erbse.

Schwedisches Wohnhaus

5) Keine Klingeln, keine Namensschilder
Habt ihr euch schonmal vorgestellt, wie es wäre, einen Freund zu besuchen, vor dessen Haus anzukommen und vor der verschlossenen Tür weder Namensschilder noch Klingeln zu finden? Vermutlich nicht, denn das macht ja auch überhaupt keinen Sinn! In Schweden ist das aber leider Normalität. In den meisten Fällen findet man an der Haustür eines Wohnhauses bloß eine Tastatur über die man einen Tür-Code eingeben muss, um ins Treppenhaus zu kommen. Falls man es bis dahin geschafft hat, ist schonmal ein großer Schritt getan. Jetzt muss man nur noch die richtige Tür finden - und falls man Glück hat, gibt es dort sogar eine Klingel. Die sieht aus wie ein Knopf an der Tür und klingt ein bisschen wie ein kleines Glöckchen. Falls euch euer Freund aber vorher nicht den Tür-Code gegeben hat, steht ihr jetzt natürlich immer noch vor der Haustür. Und das ist manchmal ganz schön doof, wenn euer Freund zum Beispiel sein Handy nicht hört. Also schnell mal eine Nachricht schicken: "Ich bin vor deinem Haus. Lässt du mich rein?".
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